Leben mit Kompression
Locker durch die warme Jahreszeit
Wenn bei sommerlichen Temperaturen Röcke und Shorts lange Hosen ablösen, leiden Menschen mit Lip- und Lymphödemen besonders unter ihrer Erkrankung. Der Sommer mit Kompressionsbekleidung ist im wahrsten Sinne des Wortes eine „heiße Phase“. Für Betroffene ist es aber wichtig, die festen Kompressionsstrümpfe weiterhin zu tragen. Durch die höheren Temperaturen werden die Gefäße geweitet, die Durchblutung angeregt und damit verstärken sich sowohl die Symptome von Venen- als auch von Lip- und Lymphödemen.
Lymph- und Lipödeme
In Deutschland leiden etwa 80.000 Menschen an einem Lymphödem, 90 Prozent der Betroffenen sind Frauen. Dabei handelt es sich um eine Einlagerung eiweißreicher Flüssigkeit ins Gewebe, die durch eine Schädigung des Lymphgefäßsystems verursacht wird. Die Folge sind geschwollene Arme und Beine.
Noch mehr Menschen, die Forschung geht von fast 4 Mio. Betroffenen in Deutschland aus, leiden an einem Lipödem, das fast nur bei Frauen auftritt. Kennzeichen dieser chronischen Erkrankung ist das vermehrte und geschwollene Unterhautfettgewebe an Beinen oder Armen, das zu starken Schmerzen in den betroffenen Gliedmaßen führt.
Kompression und Hitze
Beiden Erkrankungen ist gemeinsam, dass die Betroffenen Kompressionskleidung tragen müssen – gerade im Sommer eine echte Herausforderung. Denn während hohen Temperaturen die Ödeme und auch die Schmerzen noch verstärken, beeinträchtigen die Kompressionsstrümpfe- und -ärmel oftmals zusätzlich das Wohlbefinden.
Ein Problem, das auch Kathi (37) kennt. Sie ist Botschafterin der Online- Plattform „Frauensache“ (www. deinestarkeseite.de), auf der Lipödem-Betroffene über ihre persönlichen Erfahrungen schreiben und sich austauschen bzw. untereinander vernetzen können. Kathi bekam mit 31 Jahren die Diagnose Lipödem in den Armen und Beinen und trägt auch an heißen Tagen immer ihre Kompressionskleidung.
„Die letzten Sommer wurden gefühlt immer heißer. Oft lese ich ‚in Kompression ist es mir zu heiß, da trage ich sie lieber nicht‘. Doch gerade in der Hitze ist es wichtig, die Kompression konsequent zu tragen“, erklärt sie.
Frischekick im Alltag
Kathis Tipp zur Abkühlung zwischendurch ist eine kleine Sprühflasche, gefüllt mit Wasser: „Die Kompression nimmt das Wasser gut auf und es verdunstet nicht so schnell, wie wenn man es direkt auf die Haut sprüht. Wir haben also dank Kompression noch etwas länger davon.“
Für den schnellen Frische-Kick kann man grundsätzlich alles nehmen, was sprüht, ob Blumenspritze oder alte Haarkur-Sprühflasche. Wer möchte, kann noch einen Ventilator auf die feuchte Kompression richten.
Ab unter die Dusche
Wenn an sehr heißen Tagen gar nichts mehr geht, lautet ein Tipp: Ab unter die Dusche, und zwar in voller Montur mit Kompressionsstrumpfhose. Wer lieber trocken bleiben möchte, kann aber auch zu Kühlpads oder Kirschkernkissen aus dem Gefrierschrank greifen. Auf die Fesseln und Handgelenke gelegt, sorgen sie für sanfte Erfrischung im ganzen Körper.
Kathis persönlicher Tipp ist ein Kühlhandtuch, in dem sich ein Gel befindet, das durch Druck erkaltet. Das klappt auch über der Kompressionskleidung. In den Nacken gelegt kühlt es zudem den kompletten Körper herunter. Kathi: „Bei meinem Kühlhandtuch hält der Effekt rund 30 Minuten, dann braucht es ein paar Minuten Pause, bevor es erneut für Abkühlung sorgen kann.“
Muntermacher Menthol
Ein weiterer Trick sind Gels mit Menthol. Den besten Kühleffekt sollen spezielle Gels für Kompression bieten, die es im Sanitätshaus gibt. Sie können unter der Kompressionskleidung angewendet werden, ohne diese durch kritische Inhaltsstoffe zu schädigen. Einen Nachteil hätten die Gels allerdings: Sie kühlen nicht den ganzen Tag. Man muss jedes Mal die Kompressionsstrümpfe oder -ärmel ausziehen, sich erneut eincremen und wieder anziehen. Nicht ideal, wenn man sich schon „in die Kompression geschwitzt hat“. Für morgens oder vor dem Schlafengehen seien die Gels aber gut.
Text: © MTD-Verlag 2022