Gesunde Mode mit Stil

05.07.2023
Bild © medi

Kompressionskleidung im Trend
Kompressionsmode ist ein wahrer Allrounder, wenn es um die Therapie unterschiedlichster Erkrankungen geht. Doch mit hautfarbenen Wickelbandagen aus Omas Zeiten hat die heutige Kompressionsmode nichts mehr zu tun. Sie kommt in zahlreichen Trendfarben daher und verspricht nicht nur Linderung der gesundheitlichen Beschwerden, sondern setzt auch modische Statements.

Diagnose Venenschwäche

Erkrankungen des Venensystems sind weit verbreitet. Allein in Deutschland leiden rund 22 Millionen Menschen an Gefäßkrankheiten. Betroffen sind nicht nur ältere, sondern zunehmend auch jüngere Menschen. Die konsequent durchgeführte Kompressionstherapie gilt als die wirksamste Maßnahme, um das Fortschreiten der Venenerkrankungen zu verhindern und Beschwerden zu lindern.

Doch selbst auf Gesundheitsportalen oder in Fachmedien werden medizinische Kompressionsstrümpfe mit Thrombose-Prophylaxestrümpfen oder gar Stützstrümpfen in einen Topf geworfen.

„Das kann gefährlich werden, denn diese Verwechslungen können Auswirkungen auf die therapiegerechte Versorgung der Patienten haben,“ erklärt Oda Hagemeier, Geschäftsführerin der Europäischen Herstellervereinigung für Kompressionstherapie und orthopädische Hilfsmittel – kurz: eurocom. Nicht oder zu spät behandelt, könnten gerade Venenleiden erhebliche Folgeschäden und Komplikationen erzeugen – bis hin zu ausgedehnten schweren Thrombosen.

 

Diagnose Lipödem
Ein weiteres Krankheitsbild, das mit Kompressionskleidung therapiert wird, ist das sogenannte Lipödem, eine krankhafte Vermehrung von Fettgewebe an Oberarmen und Beinen. Die Symptome reichen von starken Schwellungen und Schmerzen bis hin zu Bewegungsstörungen und Taubheitsgefühlen. Der Verlauf ist schleichend, beginnt meist an der Hüfte und erstreckt sich bis zu den Knöcheln.

Dr. Petra Scheffer, Oberärztin am Klinikum Lüdenscheid, kennt die Beschwerden der Betroffenen nur zu gut. „Das größte Problem ist oft, dass eine falsche Diagnose gestellt wird, weil die Krankheit eben sehr unbekannt ist. Die Patientinnen werden dann von A nach B geschickt und fälschlicherweise als adipös abgestempelt“, erklärt Dr. Scheffer.

Betroffenen kann sowohl therapeutisch als auch operativ geholfen werden. So rät Dr. Scheffer unter anderem zum Tragen von Kompressionskleidung, zu einer Lymphdrainage und einer intensiven Hautpflege. Betroffene sollten außerdem auf ein gesundes Körpergewicht achtgeben und dazu eventuell eine Ernährungsberatung hinzuziehen. Mit einer Fettabsaugung, die ab Stadium 3 von der Krankenkasse übernommen wird, können zudem das krankhafte Fettgewebe abgesaugt und überschüssige Hautlappen entfernt werden.

Diagnose Lymphödem

Lymphödeme können entstehen, wenn Lymphgefäße oder Lymphknoten geschädigt sind und sich dadurch Lymphflüssigkeit im Gewebe ansammelt. Häufige Ursache ist zum Beispiel die Entfernung von Lymphknoten im Rahmen einer Krebsbehandlung, etwa bei Brustkrebs.

Bei einem Lymphödem schwillt zuerst das betroffene Körperteil an und es kann zu Schmerzen und einer Einschränkung der Beweglichkeit kommen. Bleibt die Schwellung über längere Zeit bestehen, kann dies dazu führen, dass die Flüssigkeit sehr tief in das Bindegewebe eindringt. Daraus kann eine Fibrose entstehen: eine Verdichtung und Verhärtung des Gewebes, die sehr schwer zu behandeln ist.

Ein fortgeschrittenes Lymphödem geht für die Betroffenen oft mit einer erheblich eingeschränkten Lebensqualität einher, zumal häufig eine jahrelange oder sogar lebenslange Behandlung des Lymphödems nötig ist, um die Beschwerden zu lindern und Komplikationen vorzubeugen.

Dabei gilt laut Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) die komplexe physikalische Entstauungstherapie aktuell als die Standardtherapie zur Behandlung von Lymphödemen. Sie besteht aus fünf verschiedenen Komponenten: der manuellen Lymphdrainage, der Kompressionstherapie, entstauungsförderndem Sport oder Bewegungstherapie, Hautpflege und Aufklärung beziehungsweise Schulungen zur Selbsttherapie.

Flach- oder Rundstrick?

Ob bei Venenschwäche, Lip- oder Lymphödem, vier verschiedene Kompressionsklassen ermöglichen, dass jeder Patient genau den Druck erhält, der für seine Therapie benötigt wird. 

Dabei hängt es von der Diagnose ab, welches Material genommen wird. Rundstrick wird wie bei der guten alten Strickliesel aus Kindheitstagen, rund gestrickt, weshalb diese Kompressionskleidung keine Naht hat. Sie wird vor allem bei Venenproblemen eingesetzt und entfaltet ihre volle Wirkung am besten, wenn sich der Patient bewegt.

Flachstrick wird hingegen in Reihen gestrickt und erhält durch Zunahme der Maschen die anatomisch erforderliche Form. Am Ende wird das Gestrick zusammengenäht, weshalb der Strumpf immer eine Naht hat. Flachgestrickte Kompression erzeugt einen hohen Ruhedruck und wird vor allem bei Lip- und Lymphödemen eingesetzt.

Kompression auf Rezept

Verordnet wird die Kompressionskleidung vom Arzt, egal für welche Erkrankung sie eingesetzt wird. Mit diesem Rezept gehen Sie ins Sanitätshaus. Hier werden Sie fachkundig beraten und versorgt.

 

Text: © MTD-Verlag 2023